Diabetes Mellitus ist die häufigste Stoffwechselerkrankung junger Menschen unter 18 Jahren. An der Universitätsklinik für Kinder-und Jugendheilkunde des Kepler Universitätsklinikums mit Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Högler als Vorstand werden derzeit etwa 230 Kinder mit Diabetes Mellitus Typ 1 behandelt. Aufgrund eines Fehlers des Immunsystems entsteht ein körpereigener Insulinmangel, weshalb der Blutzucker ansteigt. Patientinnen und Patienten müssen daher dieses lebensnotwendige Hormon lebenslang entweder mittels Pen oder Pumpe unter die Haut spritzen. Bestehende Insulin-Pumpensysteme lassen sich mit Zucker-Sensoren (kleine Katheter, die den Gewebszucker messen) koppeln und können den Patientinnen und Patienten sowie deren Eltern einerseits Warnmeldungen bei niedrigen/hohen Blutzuckerwerten geben bzw. eigenständig Pumpenabschaltungen durchführen. Durch diese moderne Technik kann man etwa eine gefährliche Unterzuckerung während der Nacht verhindern.
Neben dem Mahlzeiteninsulin (also der Menge Insulin, die zu jeder Mahlzeit gespritzt werden muss) benötigt jeder Mensch auch eine gewisse Menge an Basalinsulin rund um die Uhr, welches die körpereigene Zuckerproduktion abdeckt, den sogenannten Basalbedarf.
Nun steht erstmals in Österreich die Insulinpumpe „MiniMed™ 670G mit SmartGuard™-Technologie“ (Firma Medtronic) zur Verfügung. Es handelt sich dabei um das erste selbstregulierende Insulinpumpensystem für Typ-1-Diabetiker/-innen, welches die Abgabe von Basalinsulin 24 Stunden am Tag individualisiert und automatisiert. Das System besteht aus einer am Körper getragenen Insulinpumpe und einem Sensor, der kontinuierlich die Zuckerwerte misst. Basierend darauf dosiert ein Algorithmus die Abgabe des Basalinsulins. Dem Ziel der Entwicklung eines vollständig automatisierten „Closed Loop“-Systems ist man dadurch nun maßgeblich nähergekommen. Mit der Ankunft neuer Pumpensysteme hat sich auch die Medizin verändert – Ärztinnen und Ärzte kontrollieren neben dem sogenannten „HbA1c-Wert“ nun auch die TIR (Time in Range = Zeit im Zucker-Zielbereich) von 70 bis 180mg/dl.
An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Linz verwenden nun die ersten Patientinnen und Patienten in Oberösterreich die „MiniMed™670G-Pumpe“. Das CE-zertifizierte System ist für Kinder mit Diabetes mellitus Typ 1 ab einem Alter von sieben Jahren und einer definierten Mindestbasalmenge zugelassen, es laufen aber aktuell Studien, um die Indikation auf jüngere Patientinnen und Patienten zu erweitern.
„In pädiatrischen Studien konnte eine weitere substanzielle Verbesserung der Blutzuckerkontrolle bei gleichzeitiger signifikanter Verminderung der Unterzuckerungen gezeigt werden“, sagt Oberärztin Dr.in Beate Biesenbach, Leiterin der Diabetesambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde. Eine konsequente Mitarbeit der Patientinnen und Patienten ist jedoch weiterhin nötig: „Blutzuckerwerte müssen eingegeben werden, die Kohlenhydrate weiterhin berechnet und das Mahlzeitinsulin auch weiter mittels Bolus vor dem Essen gegeben werden. Insbesondere die Nächte werden stabiler und dadurch werden die Familien entlastet!“ Aktuelle Therapieziele sind ein HbA1c-Wert von unter sieben Prozent sowie eine TIR von mindestens 70 Prozent, wobei abgesehen von wenigen Zuckerspitzen von 180mg/dl nach dem Essen sogar eine TIR von 70 bis 140 mg/dl angestrebt wird. Biesenbach sieht die Zukunft aufgrund der technischen Entwicklungen optimistisch: „Das Ziel lautet normale Zuckerwerte!“