Der Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als internationales neuromedizinisches Zentrum etabliert. Hier werden Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, des Nervensystems sowie psychischen Erkrankungen behandelt. Ab sofort steht für Wirbelsäulenverschraubungen auch ein topmoderner Mazor-OP-Roboter zur Verfügung.
Die Anwendung des robotischen Assistenzsystems „Mazor X“ in der Wirbelsäulenchirurgie bietet den Vorteil, die Stärken von menschlichen Operateurinnen und Operateuren und Robotern ideal miteinander zu kombinieren. Die Stärke des Roboters liegt hier insbesondere auf der Präzision und der exakten Umsetzung der vorausgegangenen Eingriffsplanung. Die Führung der operativen Eingriffe verbleibt dabei selbstverständlich immer bei der Operateurin bzw. beim Operateur. Das Ergebnis dieses Zusammenspiels sind noch präzisere Eingriffe mit noch geringeren Gewebeschädigungen, was wiederum die Grundlagen von verkürzten Genesungszeiten sind. Besonders relevant sind diese Effekte bei komplexen chirurgischen Eingriffen.
Gesundheitslandesrätin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander: „Mit dem Einsatz des Mazor-Roboters am Kepler Universitätsklinikum setzen wir einen weiteren Meilenstein in der Spitzenmedizin unseres Landes. Die Verbindung aus menschlicher Erfahrung und Hightech-Präzision ermöglicht Operationen mit höchster Sicherheit und Schonung für unsere Patientinnen und Patienten. Unser Ziel ist klar: Dass die Menschen in unserem Land gesund und gut leben können – heute und bis ins hohe Alter. Deshalb arbeiten wir konsequent an der besten Gesundheitsversorgung. Dazu gehört auch, die Chancen zu nutzen, die uns die technische Entwicklung bietet. Mit einem klaren Anspruch: Technik muss den Menschen dienen – nicht umgekehrt. Und sie soll menschliche Zuwendung nicht ersetzen, sondern mehr davon möglich machen.“
Dr. Franz Harnoncourt, Geschäftsführer des Kepler Universitätsklinikum sagt: „Mit neuen Therapiekonzepten und hochspezialisierten Technologien übernimmt die Universitätsklinik für Neurochirurgie eine technologische Vorreiterrolle bei komplexen Wirbelsäulenoperationen. Das topmoderne robotische Mazor-X-Assistenzsystem in Kombination mit dem O-Arm ermöglicht bei schwerwiegenden Wirbelsäulenoperationen ein punktgenaues Arbeiten. Dies verlangt viel Erfahrung und höchste Professionalität durch das gesamte OP-Team.“
Die Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule umfasst ein breites Spektrum – von der konservativen Therapie des „unspezifischen“ Kreuzschmerzes über die klassische mikrochirurgische Operation von Bandscheibenerkrankungen bis hin zu komplexen langstreckigen Stabilisierungsoperationen aufgrund von Instabilitäten oder biomechanisch relevanten Fehlhaltungen der Wirbelsäule. Während bei der klassischen Bandscheibenoperation normalerweise ein anatomisch umschriebenes Problem in einem Bereich der Wirbelsäule vorliegt, besteht bei jenen Patientinnen und Patienten, welche eine Stabilisierungsoperation benötigen, eine mit dem herkömmlichen Operationsmethoden in der Regel nicht behandelbare Erkrankung.
Stabilisierungsoperationen an der Wirbelsäule sind in jenen Fällen erforderlich, in welchen die das Rückenmark verlassenden und durch die knöcherne Wirbelsäule in den Körper ziehenden Nerven durch eine Fehlhaltung – häufig in Kombination mit einer Instabilität oder einem „Wirbelgleiten“ – komprimiert und langfristig mechanisch geschädigt wurden. Dies führt bei Patientinnen und Patienten zu Schmerzen oder Lähmungen. Um diese instabilen Fehlhaltungen korrigieren zu können, werden die betroffenen Segmente der Wirbelsäule durch Implantate „versteift“, was einerseits zu einer Verminderung der Beweglichkeit der Wirbelsäule, andererseits aber zu einer deutlichen Reduktion der durch Nervenschmerz bedingten Beschwerden führt.
Das intraoperative CT, mit dessen Hilfe einzelne Operationsschritte wie z.B. Setzen von Schrauben etc. navigiert durchgeführt werden können, wurde nun mit dem robotischen Assistenzsystem „Mazor X Stealth“ ergänzt. Vorteil dieses Roboters ist es, die einzubringenden Pedikelschrauben genau in die von der Chirurgin bzw. von dem Chirurgen vorher geplante Position zu bringen. Kurz vor der OP erstellt die Chirurgin/der Chirurg eine virtuelle Planung des kompletten Schraubenkonstruktes in 3D. Diese moderne Software führt den OP-Arm in die richtige Position und überträgt mit der Implantation der Schraube präzise den zuvor entwickelten OP-Plan. Die Innovation ist, dass die Chirurgin bzw. der Chirurg schon vor der Operation sehen kann, wie das Ergebnis der OP aussehen wird – mit sehr hoher Genauigkeit und sehr geringer Fehlerrate.
Der Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie Univ.-Prof. Dr. Andreas Gruber, MBA LLM betont: „Das Mazor-System bietet eine roboterassistierte Plattform, die Chirurginnen und Chirurgen bei der Durchführung komplexer Wirbelsäuleneingriffe unterstützt und die Effizienz und Sicherheit erhöht. Mit Hilfe des Roboters können navigationsunterstützte Pedikelschrauben im Bereich der Wirbelsäule sicher an die zuvor geplante Position gesetzt werden.“
„Die Roboter-integrierte Navigation hilft den Implantationsvorgang in Echtzeit zu verfolgen, was einen weiteren Sicherheitsaspekt darstellt. Das System fördert minimalinvasive Verfahren, das zu weniger Gewebeschäden, kürzeren Genesungszeiten und geringeren postoperativen Schmerzen für die Patientinnen und Patienten führt. Der Einsatz des Roboters kann außerdem helfen den Blutverlust währende der Operation zu senken und die Strahlenbelastung im OP zu verringern. Das Risiko für Komplikationen und Nachoperationen wird durch den Einsatz des Roboters gesenkt. ‚MAZOR X‘ kann nahtlos mit verschiedenen Bildgebungstechnologien integriert werden, um eine umfassende Planung und Durchführung von Eingriffen zu ermöglichen,“ so PD Dr. Dr. Wolfgang Senker von der Universitätsklinik für Neurochirurgie.
Mit der Digitalisierung und dem Einsatz des robotischen Mazor-X-Assistenzsystems können wir mit minimalinvasiven, körperlich noch schonenderen Operationen mit gleichzeitig deutlich höherer Präzision der Implantatsetzung die Patientensicherheit weiter verbessern.
Die wesentlichen Vorteile für Patientinnen und Patienten sind:
Die Universitätsklinik für Neurochirurgie verfügt über 90 Betten und 5 neurochirurgische OP-Säle, die mit 3 Neuronavigationssystemen, einem intraoperativen „3-Tesla-MRT“ und einem intraoperativen CT („O-Arm“) sowie nun auch mit dem robotischen Assistenzsystem „Mazor X Stealth“ ausgestattet sind. Zusätzlich ermöglicht ein Hybrid-OP, komplizierte neurochirurgische Gefäßeingriffe intraoperativ mit Hilfe radiologischer bildgebender Verfahren schnell und präzise zu kontrollieren.
Damit zählt die Neurochirurgie am Kepler Universitätsklinikum zu den größten und modernst ausgestatteten Kliniken Österreichs und deckt das gesamte diagnostische und therapeutische Spektrum der Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems ab. Sie ist zentrale Anlaufstelle für alle neurochirurgische Eingriffe und erste Ansprechpartnerin für Wirbelsäulenoperationen.