1995, also vor 30 Jahren, nahm das Kinderherz Zentrum seinen Betrieb auf. Seit damals ist die jährliche Anzahl an behandelten Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern ständig gestiegen. Heute werden hier pro Jahr an die 350 Herzoperationen durchgeführt und ebenso viele Herzkatheter gelegt. Das Kinderherz Zentrum ist heute österreichweit aber auch international durch die hohe medizinische Expertise bei komplexen Herzeingriffen bekannt und geschätzt. Dank herausragender medizinischer Fortschritte erreichen mehr als 90 Prozent der Kinder mit angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter. Trotz dieser erfolgreichen Behandlungen im Baby- und Kindesalter ist eine lebenslange medizinische Begleitung auch im Erwachsenenalter nötig, es können Spätkomplikationen nicht völlig ausgeschlossen und auch neuerliche Operationen oder Herzkatheteruntersuchungen oder -interventionen nötig werden. Um Betroffene eine bestmögliche Langzeitprognose und Lebensqualität zu ermöglichen, wurde nun eine darauf spezialisierte Ambulanz zur weiterführenden Betreuung dieser PatientInnen eingerichtet.
Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander ist ein umfassendes Angebot zur Versorgung von herzkranken Kindern und die weiterführende Begleitung im Erwachsenenalter besonders wichtig: „Weil Gesundheit für die Menschen das Wertvollste ist, ist sie auch in meiner Arbeit das Wichtigste. In Oberösterreich schützen wir die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger ein Leben lang – bereits ab dem ersten Herzschlag. Seit nunmehr 30 Jahren steht das Kinderherz Zentrum am Kepler Universitätsklinikum für internationale Spitzenmedizin. Besonders beeindruckend ist die spezialisierte Ambulanz für Kinder mit angeborenen Herzfehlern, die heute erwachsen werden. Hier kommt die medizinische Versorgung direkt bei den Betroffenen an und bewirkt wirklich Großes und zeigt klar: Wir lassen diese kleinen Patientinnen und Patienten nicht allein, sondern kümmern uns um sie und geben ihnen eine Begleitung und Zukunft.“
Geschäftsführer Mag. Dr. Franz Harnoncourt betont: „Herzeingriffe bei sehr kleinen Kindern sind äußerst komplex und benötigen größte medizinische Erfahrung. Was vor 30 Jahren noch kaum denkbar war, ist hier in Linz Routine. Durch die fächerübergreifende Zusammenarbeit sowie das Zusammenwirken aller dafür notwendigen Fachrichtungen bietet das Kinderherz Zentrum weltweit anerkannte Spitzenmedizin und unterstreicht die Bedeutung des Kepler Universitätsklinikums. Das Kinderherz Zentrum am Kepler Universitätsklinikum ist ein herausragendes Beispiel für die Bündelung aller Kompetenzen mit dem Ziel, den Patientinnen und Patienten – also vom Ungeborenen bis zum herzbehandelten Erwachsenen – die weltweit beste Medizin bieten zu können. Ich gratuliere zu dieser Vorreiterrolle in der medizinischen Versorgung und zum 30-jährigen Bestehen.“
„Es sind die Herzteams und ihre Leistung, die heute verantwortlich für die exzellente Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie die ausgezeichnete Positionierung im internationalen Vergleich sind. Abgesehen von eigener Initiative und Leistung des gesamten Teams ist die sehr erfolgreiche Entwicklung des Kinderherz Zentrums natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass wir von sehr visionären Krankenhausleitern begleitet wurden und auf sehr weitblickende politisch Verantwortliche trafen, die das alles ermöglicht haben und denen wir, aber vor allem unsere Patientinnen und Patienten samt Familien, zu Dank verpflichtet sind“, betonen die Gründungsväter des Kinderherz Zentrums Herzchirurg Prim. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair und Kinderkardiologe Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer.
„Auch die Pflegekräfte – in allen Bereichen des Kinderherz Zentrums – bringen sich tagtäglich mit großer Empathie und exzellenter fachlicher Expertise für die Versorgung, Betreuung und Pflege unserer Patientinnen und Patienten ein. Die Pflege ist ein wesentlicher Partner im multiprofessionellen Behandlungsteam und wir freuen uns über die gemeinsamen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte im Kinderherz Zentrum. Die Ergänzung durch die EMAH-Ambulanz sehen wir in der Pflege als weiteren wichtigen Meilenstein für unsere Patientinnen und Patienten“, erklärt Pflegedirektorin Simone Pammer, MBA.
Etwa jedes hundertste Kind hat einen Herzfehler, diese sind damit die häufigsten Fehlbildungen bei Kindern. Die Gründe dafür sind vielfältig: bei etwa einem Drittel kann man die Ursache finden wie z.B. Chromosomenschäden, Infektionen oder mütterliche Krankheiten, wohingegen zwei Drittel noch nicht erklärbar sind. Etwa 30 Prozent der operierten Kinder sind Neugeborene, rund 65 Prozent sind jünger als ein Jahr. Besonders bei der Frühkorrektur von angeborenen Herzfehlern im Neugeborenen- und jungen Säuglingsalter nimmt das Kinderherz Zentrum Linz eine führende Rolle in Österreich ein. Die im Kinderherz Zentrum Linz betreuten, herzoperierten Kinder haben eine Überlebenschance von etwa 98 Prozent – und das bei ständig steigendem Schwierigkeitsgrad und steigenden Operationszahlen.
Der Schwerpunkt des Linzer Kinderherz Zentrums liegt vor allem in der Frühkorrektur komplexer Herzfehler – bereits im Neugeborenen- oder Säuglingsalter. So wurde am Kinderherz Zentrum österreichweit erstmals 1997 erfolgreich ein Neugeborenes mit „hypoplastischem Linksherz Syndrom“, einem der wohl schwersten Herzfehler, der unbehandelt unweigerlich zum Tode führt, erfolgreich operiert. Heute ist diese Operation einer der häufigsten durchgeführten Eingriffe. Zahlreiche weitere komplexe Operationen, wie z.B. Frühkorrekturen im Neugeborenenalter wurden hier erstmals durchgeführt. Wichtig war immer das Miteinbeziehen der Eltern durch umfassende Information sowie psychologische Betreuung während und nach stationären Aufenthalten.
In der Herzentwicklung ist der Blutdurchfluss der Wachstumsreiz für die einzelnen Abschnitte des Herzens. Angeborene Herzfehler führen über Änderungen des Blutflusses zu sekundären Veränderungen in den vor- und nachgeschaltenen Herzabschnitten. Daher verfolgen wir bereits seit 30 Jahren das Prinzip der frühzeitigen Vollkorrektur, um Folgeschäden hintanzuhalten und den Kindern ein normales Leben zu ermöglichen“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Mair.
Fetomaternale Medizin ist auf die Diagnose, Abklärung und Behandlung von Fehlbildungen und Wachstumsstörungen ungeborener Kinder spezialisiert. Bisher wurden mehr als 13.000 Eingriffe aller Art im Mutterleib durchgeführt, dazu zählen Fruchtwasser- und Mutterkuchenpunktionen, Nabelschnurpunktionen und fetalchirurgische Eingriffe.
Das Kinderherz Zentrum Linz am Kepler Universitätsklinikum stellt gemeinsam mit der Fetomaternalen Medizin europaweit das größte Zentrum für pränatale Herzeingriffe mit bisher mehr als 270 intrauterinen Herzeingriffen dar. „Dabei werden bei ungeborenen Kindern ab der 22. Schwangerschaftswoche Herzklappen aufgedehnt oder wiedereröffnet oder auch Stents zum Offenhalten von lebensnotwendigen Herzstrukturen eingesetzt“, erklärt PD Dr. Andreas Tulzer PhD, leitender OA des fetal-kardiologischen Interventionsprogramms.
„Mit einem hochspezialisierten Team betreuen und überwachen wir Hochrisikoschwangerschaften und sorgen vor, während und nach der Geburt für eine optimale Betreuung von Mutter und Kind. Dabei stellt Linz mit den Herzeingriffen am Ungeborenen international einen der bedeutenden fetalchirurgischen Standorte dar“, sagt OÄ Dr.in Iris Scharnreitner, leitende Oberärztin für Fetomaternale Medizin.
An der Klinik für Kinderkardiologie unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer werden schon vor der Geburt komplexe Herzfehler und Rhythmusstörungen abgeklärt und gemeinsam mit der Fetomaternalen Medizin behandelt. Für Herzkatheteruntersuchungen und Interventionen steht ein hochmodernes Herzkatheterlabor mit 3D-Bildgebung zur Verfügung. Bei ca. 70 % der Untersuchungen erfolgen therapeutische Eingriffe, wie z. B. Verschlüsse von Scheidewanddefekten im Herzen.
Zur perfekten Vorbereitung von chirurgischen Eingriffen am Kinderherzen wird jetzt bei schwierigen Fällen mit einer 3D-Rekonstruktion des kindlichen Herzens die Diagnose, die Planung und die OP-Vorbereitung optimiert. Damit kann die komplexe Anatomie von kindlichen Herzfehlern in einer räumlichen Dimension optimal dargestellt werden, um die bestmögliche individuelle OP-Strategie festzulegen. Zur Bewältigung psychischer Probleme und Ängste von Kindern und Eltern kann die Hilfe fachkundiger Psychologinnen und Psychologen in Anspruch genommen werden.
„Der Erfolg des Linzer Kinderherz Zentrums liegt in der Teamarbeit – das ist unsere Stärke. Eine exzellente Kooperation besteht zudem mit vielen zusätzlichen Fachbereichen, z.B. der Radiologie, der Neonatologie, der Kinder- und Jugendheilkunde, der Kinderchirurgie, der Anästhesie, dem Labor und der Medizinischen Genetik“, zeigt sich Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerald Tulzer überzeugt.
Komplexe Herzoperationen bei Neugeborenen und schwerkranken Kindern erfordern eine hochspezialisierte Intensivmedizin, ohne die diese hervorragenden Ergebnisse nicht möglich wären. Die Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Jens Meier betreut mit einem speziell trainiertem „Kinderteam“ diese besonderen Patientinnen und Patienten während und unmittelbar nach der Operation. Ein großes Team aus Intensivmedizinerinnen und -medizinern und hochspezialisierten Pflegekräften und Kardiotechnikern leisten hier großartige Arbeit.
Die herausragende medizinische Versorgung der Neugeborenen, Kinder und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern an unserem Kinderherzzentrum ermöglicht 90 % der Patientinnen und Patienten ein Überleben in das Erwachsenenalter. Abhängig von der Komplexität des Herzfehlers ist eine lebenslange medizinische Betreuung an einem spezialisierten EMAH-Zentrum erforderlich. Spätfolgen des angeborenen Herzfehlers und erworbene kardiale Erkrankungen können im Langzeitverlauf auftreten, die rechtzeitig erkannt und behandelt werden müssen. Für die Behandlung von strukturellen Komplikationen, Rhythmusstörungen oder Herzschwäche ist ein spezifisches Fachwissen und die Zusammenarbeit von SpezialistInnen aus den verschiedenen Teilbereichen der Kardiologie und Herzchirurgie erforderlich. Frauen mit angeborenem Herzfehler brauchen eine spezialisierte Betreuung in der Schwangerschaft, da diese mit einer zusätzlichen Herzkreislaufbelastung verbunden ist. Um Betroffenen eine umfassende medizinische Versorgung zu ermöglichen und damit die Langzeitprognose und die Lebensqualität wesentlich zu verbessern, wurde eine EMAH-Spezialambulanz zur weiterführenden Betreuung dieser Patientinnen und Patienten im Erwachsenenalter eingerichtet.
OÄ Dr.in Barbara Wichert-Schmitt, Leiterin der EMAH-Ambulanz sagt: „Eine regelmäßige ambulante Nachsorge von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern an einer spezialisierten EMAH-Ambulanz, erhöht signifikant die Lebenserwartung und Lebensqualität dieser jungen Menschen. Auch nicht kardiale Erkrankungen und Schwangerschaften werden von uns in Kooperation mit den jeweiligen Spezialistinnen und Spezialisten der anderen Fachgebiete behandelt bzw. betreut, dadurch können wir das Risiko für Komplikationen minimieren. Im Falle von akuten Erkrankungen und stationären Therapien bieten wir unseren Patientinnen und Patienten ebenfalls beste Qualität in der medizinischen Behandlung an.“
Die klinische Arbeit am Kinderherz Zentrum ist und war immer von intensiver Forschung begleitet, um neue Behandlungsmethoden (vor der Geburt, OPs bei Neugeborenen, Herzkathetereingriffe etc.) zu evaluieren, ständig weiterzuentwickeln und zu publizieren. Es bestehen hier umfangreiche Kooperationen mit ausländischen Forschungseinrichtungen wie z.B. Harvard Medical School, Bosten, Children’s Hospital of Philadelphia, Imperial College, London und zahlreichen mehr. Forschungsfelder umfassen z.B. die Regeneration des Herzens im Mutterleib und nach Operationen im Neugeborenenalter, Einsatz von KI, machine-learning und virtual reality, Therapien im Lymphgefäßsystem u.v.m. Damit wird das Kinderherz Zentrum am Kepler Universitätsklinikum auch in Zukunft internationale Spitzenmedizin anbieten können und weiterhin wesentlich zur kontinuierlichen Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Kindern mit Herzfehlern beitragen.
Dem Verein Herzkinder unter der Leitung von Michaela Altendorfer ist es eine Herzensangelegenheit, betroffene Familien ein Stück des Weges zu begleiten, unterstützt Familien mit vielen Angeboten und ist wertvolle Anlaufstelle.