Die Zukunft der Gesundheitsversorgung zählt zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit. In Oberösterreichs Krankenhäuser werden an 18 Standorten jährlich rund 375.000 stationäre und rund 3,3 Mio. ambulante Patientinnen und Patienten versorgt. Von der Anmeldung bis zur Entlassung begleiten digitalisierte Prozesse und Anwendungen die Menschen auf ihrem Genesungsweg und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit. Ein Klick genügt und alle relevanten Informationen stehen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung. Diagnosen können schneller gestellt, Therapiepläne präziser erstellt und kostbare Zeit gewonnen werden und entlasten zudem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts ELFI+ (Elektronische Fieberkurve) hat das Kepler Universitätsklinikum einen bedeutenden Schritt in der Digitalisierung der Patientinnen- und Patientenversorgung gemacht. Innerhalb von 24 Monaten wurde die elektronische Fieberkurve eingeführt und insgesamt 16 Fachbereiche auf eine digitale Lösung umgestellt.
„Technik ist kein Ersatz für Menschlichkeit – sie ist der Schlüssel, um mehr Raum dafür zu schaffen. In der Gesundheitsversorgung setzen wir auf Innovation und Digitalisierung mit Verantwortung: für mehr Qualität, mehr Nähe und eine Zukunft, in der der Mensch im Mittelpunkt bleibt. Wir stellen uns dieser Herausforderung – und wissen: Die technische Entwicklung und die Digitalisierung sind ein entscheidender Teil der Antwort. Das Projekt ELFI+ zeigt eindrucksvoll, wie durch innovative Lösungen die Patientinnen- und Patientenversorgung optimiert werden kann“, sagt Gesundheitslandesrätin LH-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.
Der Begriff Fieberkurve ist historisch gewachsen. Ursprünglich ging es hier um eine Verlaufsdarstellung der Körpertemperatur in Papierform. Später kamen weitere Vitalparameter wie Blutdruck, EKG, Blutzucker etc. hinzu. Wenn man heute von einer Fieberkurve spricht, dann ist ein umfassender Überblick zu einer Patientin bzw. einem Patienten gemeint. Die elektronische Fieberkurve, die im Kepler Universitätsklinikum eingeführt wurde, enthält übersichtlich dargestellt Informationen zu Allergien, Risiken, Diagnosen, Vitalparametern, ärztlichen und pflegerischen Aufzeichnungen, Medikamenten, aber auch Aufgaben für die Pflege und andere Berufsgruppen oder Zuweisungen zu Untersuchungen. Hierzu steht im Krankenhausinformationssystem (KIS) eine Maske mit mehrtägigem Verlauf für eine Patientin bzw. einen Patienten zur Verfügung.
Mit der Einführung der elektronischen Fieberkurve wurde ein wichtiger Schritt zur Digitalisierung in der Patientinnen- und Patientenversorgung vollzogen – sie verbessert die Dokumentationsqualität, die Lesbarkeit, ermöglicht ein gleichzeitiges Arbeiten mehrerer Berufsgruppen und sorgt durch den schnellen Zugriff auf aktuelle Patientinnen- und Patientendaten für mehr Effizienz im Klinikalltag.
An einem Teil des Med Campus gab es bereits eine elektronische Fieberkurve. In enger Zusammenarbeit mit allen beteiligten Abteilungen am Med Campus und Neuromed Campus konnte die elektronische Fieberkurve in optimierter Form in den restlichen 16 verschiedenen Fachbereichen (rund 50 Stationen) implementiert werden.
Etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medizininformatik und Informationstechnologie der OÖG und Mitarbeitende des Kepler Universitätsklinikums haben unter der Projektleitung von Johanna Hauer, MA in den unterschiedlichsten Rollen mit dem Gesundheitspersonal gemeinsam an der neuen Lösung gearbeitet. Das Krankenhausinformationssystem wurde angepasst und weiterentwickelt und es waren auch Änderungen bzw. Anschaffungen in der Infrastruktur wie beim WLAN und der Hardware nötig.
Um eine reibungslose Einführung der elektronischen Fieberkurve zu gewährleisten, wurde ein umfassendes Schulungskonzept umgesetzt. Neben monatlichen Standardschulungen für die Mitarbeitenden vor Ort fanden zusätzlich fachspezifische Schulungen in den jeweiligen Bereichen statt. Das Schulungskonzept umfasste auch ein elektronisches Testsystem zum Üben und ermöglichte es den Teams, sich intensiv mit den neuen digitalen Arbeitsabläufen vertraut zu machen. Durch die gezielte Schulung und Begleitung der Mitarbeitenden vor Ort konnte die Akzeptanz des neuen Systems gesteigert und ein sicherer Umgang mit der elektronischen Fieberkurve sichergestellt werden. Die Kombination aus theoretischen und praxisnahmen Inhalten erwies sich als besonders effektiv.
Die elektronische Fieberkurve inklusive der Medikation wurde erfolgreich ins Krankenhausinformationssystem (KIS) integriert, sodass alle relevanten Daten sofort und sicher dargestellt werden. „Die Einführung der elektronischen Fieberkurve in dieser Form ist ein Meilenstein in der Digitalisierung des Behandlungsprozesses von Patientinnen und Patienten. Damit hat das Kepler Universitätsklinikum den höchsten Reifegrad an Digitalisierung erreicht. Es gibt kaum Universitätskliniken, die dieses Level vorweisen können,“ erklärt CIO DI (FH) Humayaun Kabir, MBA, Leiter des OÖG Geschäftsbereichs Medizininformatik und Informationstechnologie.
Früher wurde Vieles in einer Patientinnen- und Patientenakte in Papierform erfasst und später ins Krankenhausinformationssystem übertragen. Heute gibt es digitale, hygienesichere Visitenwägen mit großen Monitoren. Alles wird direkt bei der Patientin bzw. beim Patienten digital erfasst. Dies spart einen weiteren Bearbeitungsschritt und ermöglicht auch ein gleichzeitiges Zugreifen auf die Informationen durch mehrere Personen. Ein Zugriff auf die Informationen ist überall im Klinikum möglich – ob beim Röntgen oder in der Ambulanz. Es muss keine Patientenakte in Papierform mehr weitergereicht werden.
Pflegedirektorin Simone Pammer, MBA, erklärt: „Die elektronische Fieberkurve entlastet unsere Pflegekräfte im Bereich der Dokumentation und schafft zeitlichen Spielraum für pflegerische Kernleistungen. Wir sind stolz auf die erfolgreiche Umsetzung, bei der die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Medizin- und Pflegeinformatik hervorzuheben ist, und freuen uns auf die kommenden Projekte.“
Auch die Patientinnen- und Patientensicherheit steigt durch die Digitalisierung, denn die Übertragung von einer handschriftlichen Dokumentation in das digitale System, die eine mögliche Fehlerquelle darstellen kann, entfällt. Durch die übersichtliche Darstellung hat das Gesundheitspersonal den Behandlungsverlauf aber auch z.B. Risiken und Allergien immer im Blick. Auch bei der Medikation steigt die Sicherheit, denn nun wählt eine Ärztin bzw. ein Arzt das Medikament aus einem entsprechenden Katalog aus, bei dem die Verfügbarkeit bereits im Kepler Uniklinikum hinterlegt ist. Ist das gewünschte Medikament nicht verfügbar, wird ein wirkstoffgleiches Präparat vorgeschlagen. Dies stellt eine Erleichterung für Medizinerinnen, Mediziner und Pflegemitarbeitende dar, die sonst erst in einem nächsten Schritt nach Rücksprache mit einer Ärztin bzw. einem Arzt auf wirkstoffgleiche Medikamente umsteigen mussten.
„Der erfolgreiche Abschluss von ELFI+ bildet erst den Anfang und einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung. In Zukunft werden weitere, innovative Projekte angestoßen, wie zum Beispiel die Umsetzung der Tagesklinischen Fieberkurve oder der Einsatz von mobilen Geräten im Stationsalltag. Ziel ist, dass die Vitalparameter wie die Körpertemperatur, das EKG oder der Blutdruck automatisch in die Fieberkurve ins Krankenhausinformationssystem übertragen werden, was eine enorme Entlastung für die Pflegekräfte sowie eine Qualitätssteigerung in der Behandlung bringt,“ sagt der Geschäftsführer der OÖ Gesundheitsholding und des Kepler Universitätsklinikums Mag. Dr. Franz Harnoncourt.