Herausforderndes Verhalten, Aggression und auch Gewalt stellen eine zunehmende Herausforderung für MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen dar. Seit zehn Jahren setzt das Kepler Universitätsklinikum auf ein professionelles Deeskalationsmanagement, das Sicherheit schafft, Handlungskompetenz stärkt und die Betreuungsqualität verbessert.
Deeskalationsmanagement bedeutet, frühzeitig zu erkennen, wo sich Konflikte zuspitzen könnten, und mit geeigneten Strategien gegenzusteuern. Es geht darum, in Kontakt zu treten, Grenzen zu erkennen und zu respektieren – sowohl die eigenen als auch die der anderen. Dabei werden keine Opfer-Täter-Begrifflichkeiten verwendet. Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse und Perspektiven aller Beteiligten.
„Deeskalationsmanagement ist nicht an Berufserfahrung gebunden. Es betrifft alle – vom Berufseinstieg bis zur langjährigen Fachkraft,“ erklärt Pflegedirektorin Simone Pammer, MBA. „Es geht um Sicherheit, aber auch um Beziehungsgestaltung, Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung.“
Ein konstruktiver Umgang mit Aggression und Gewalt ist essenziell, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu fördern und die Qualität der Betreuung zu sichern. Das Kepler Universitätsklinikum verfolgt mit seinem Ansatz das Ziel, Wissen und Bewusstsein zu schaffen: Wie gelingt es, Bedürfnisse zu thematisieren und im besten Fall zu erfüllen? Wie kann man in Krisensituationen handlungsfähig bleiben?
„Deeskalation ist ein aktiver Prozess. Es geht darum, Situationen zu verstehen, Handlungsspielräume zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden,“ erklärt DGKP Manfred Fragner, Pflegeexperte und langjähriger Trainer am Kepler Uniklinikum. „Wir fördern eine Kultur, in der Sicherheit und Menschlichkeit Hand in Hand gehen.“
Bereits seit Anfang der 2000er Jahre wurden am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums Kurse zur Bewältigung von aggressivem Verhalten angeboten. 2013 entschied sich die Pflegedirektion, eigene Deeskalationstrainerinnen und Deeskalationstrainer auszubilden. Seitdem wurden zahlreiche Basiskurse, Refresher und Spezialtrainings für Führungskräfte etabliert. Heute sind rund 90 Prozent der Kolleginnen und Kollegen in definierten Gefährdungsbereichen geschult
Ein Meilenstein war die Einrichtung der Stabsstelle „Sicherheits- und Deeskalationsmanagement“ am Neuromed Campus im Jahr 2019. Die Aufgaben dieser Stabstelle umfassen:
Das vorrangige Ziel aller Maßnahmen ist die Prävention und Deeskalation von Aggressions- und Gewaltereignissen. Mitarbeitende sollen nach den Schulungen in der Lage sein, sich anbahnende Gewalt frühzeitig zu erkennen und durch adäquates Eingreifen direkte Gewalt zu verhindern. Ein weiteres Ziel ist die Reduktion von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen und die Stärkung des Sicherheitsgefühls der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.