Ständige Halsentzündungen, Schwierigkeiten beim Atmen oder Schwerhörigkeit durch Paukenergüsse – schlimm genug, wenn oft schon kleine Kinder im Bereich der Hals-Nasen-Ohren (HNO) eine Operation benötigen. Aufgrund der hohen Nachfrage sind die derzeitigen OP-Kapazitäten aber sehr stark ausgelastet und es kommt dadurch oft noch zu langen Wartezeiten auf einen OP-Termin. Zwei Klinken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG) treten dem jetzt entgegen und wollen mit einer Kooperation den Wartezeiten entgegenwirken. Das Klinikum Rohrbach hat gemeinsam mit dem Kepler Universitätsklinikum (KUK) in Linz ein Konzept umgesetzt, wodurch pro Jahr insgesamt zwischen 100 und 150 Kinder mehr versorgt werden können.
Eltern mit Kindern kennen es nur zu gut: Meist ist der eine Infekt gerade erst ausgeheilt, lauert schon der nächste. Oft geht das Hand in Hand mit vergrößerten Polypen, Gaumenmandeln oder auch Paukenergüssen durch häufige Mittelohrentzündungen. Die einzige Möglichkeit für dauerhafte Linderung ist dann in vielen Fällen eine Operation. Aber aufgrund der steigenden Nachfrage sowie der angespannten Personalsituation bei ÄrztInnen und Pflegekräften im OP- und Anästhesiebereich kommt es österreichweit gerade bei HNO-OPs an Kindern nach wie vor zu oft monatelangen Wartezeiten.
„Wir arbeiten in Oberösterreich tagtäglich daran, dass die Menschen in unserem Bundesland gut und gesund leben können – nicht nur im hohen Alter, sondern auch schon von Klein an. Als Gesundheitsreferentin weiß ich: Wartezeiten sind keine abstrakten Zahlen, sondern immer mit Menschen verbunden – mit ihren persönlichen Sorgen und Anliegen. Deshalb ist diese innovative Kooperation zwischen dem Klinikum Rohrbach und dem Kepler Universitätsklinikum ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen in Oberösterreich die Zusammenarbeit zwischen den Häusern weiter stärken und ausbauen, um dem allgemeinen Trend entgegenzutreten – und Betroffenen immer zum schnellstmöglichen Termin zu helfen“, sagt Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander.
Schon bisher führten die Kliniken der OÖG tausende solcher Eingriffe im Jahr durch. Allein im vergangenen Jahr wurden in den Regionalkliniken sowie dem KUK HNO-Eingriffe an mehr als 1.600 Kindern vorgenommen. Hauptsächlich handelt es sich um eine sogenannte Paracentese (Schnitt ins Trommelfell, um Flüssigkeit aus dem Mittelohr abzulassen und Belüftung wiederherzustellen) bei Paukenergüssen, gefolgt von der Entfernung der Rachenmandeln (auch Polypen genannt) und der teilweisen oder vollständigen Entfernung der Gaumenmandeln.
Behandelte Kinder | 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 |
HNO-Eingriffe Kinder (Paracentese, Adenotomie, Tonsillotomie, Tonsillektomie) |
1.632 |
1.562 |
1.185 |
742 |
855 |
„Diese Kooperation der beiden Kliniken der OÖ Gesundheitsholding zeigt sehr eindrücklich, welchen Mehrwert wir unseren Patientinnen und Patienten in unseren Regionalkliniken durch die enge Vernetzung mit dem Kepler Universitätsklinikum bieten können. Dieses Beispiel unterstreicht auch ganz klar die strategische Ausrichtung unseres Unternehmens und ist der beste Beweis dafür, dass eine abgestufte Versorgung sogar zu mehr Angebot und Qualität im medizinischen Leistungsangebot führen kann“, sagt Gesundheitsholding-Chef und KUK-Geschäftsführer Mag. Dr. Franz Harnoncourt.
Alle Kliniken der Oberösterreichischen Gesundheitsholding stellen schon bisher in akuten Fällen beziehungsweise bei Kindern mit beidseitigem Paukenerguss Termine mit kürzeren Wartezeiten bzw. Akuttermine zur Verfügung. Das Klinikum Rohrbach geht nun einen Schritt weiter und hat gemeinsam mit der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum in Linz ein innovatives Konzept umgesetzt, um die Wartezeiten generell zu reduzieren.
„Gerade bei Paukenergüssen ist ein möglichst rascher Eingriff besonders wichtig, um eine Schwerhörigkeit der Kinder und eine damit verbundene Verzögerungen bei der Sprachentwicklung zu verhindern. Deshalb haben wir die Operationszeiten im HNO-Bereich in Rohrbach ausgeweitet und die Zusammenarbeit mit Fachärzten aus dem niedergelassenen Bereich beziehungsweise dem Kepler Universitätsklinikum gesucht. So ist es uns erfolgreich gelungen, die Wartezeit auf eine HNO-Operation am Klinikum Rohrbach zu reduzieren“, freut sich der Initiator Prim. Dr. Kostja Steiner, MBA, Ärztlicher Direktor am Klinikum Rohrbach.
Gelungen ist dies durch ein ausgeklügeltes Kooperationskonzept zwischen dem Klinikum Rohrbach und dem Kepler Universitätsklinikum. Da das Klinikum Rohrbach über keine eigene HNO-Abteilung verfügt, wurden HNO-Eingriffe am Klinikum Rohrbach schon bisher von einem Konsiliararzt aus dem Bezirk durchgeführt. Nun wurden unter anderem die OP-Kapazitäten im HNO-Bereich am Klinikum Rohrbach ausgeweitet. Statt bisher drei Mal im Monat für einen halben Tag, steht ein OP nun vier Mal im Monat für einen ganzen Tag für HNO-Eingriffe zur Verfügung. Damit können jährlich zwischen 100 und 150 Kinder zusätzlich operiert werden.
Möglich wurde dies durch organisatorische Umstrukturierungen, jedoch nicht zulasten anderer Eingriffe. Zudem wurde die OP-Pflege am Klinikum Rohrbach aufgestockt, um die zusätzlichen Kapazitäten abdecken zu können.
Die Terminkoordination übernimmt die Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am KUK. Dort findet dann auch die nötige Voruntersuchung statt. Alles in Abstimmung mit dem Klinikum Rohrbach, wo schließlich der Eingriff vorgenommen wird. Dies trägt dazu bei, dass auch die Wartezeit auf einen OP-Termin am Kepler Universitätsklinikum selbst zurückgeht.
Durchgeführt werden die Operationen von einem Facharzt der HNO-Klinik KUK unter der Leitung von Prim. Dr. Paul Martin Zwittag, MBA MSc., Vorstand der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum.
„Die kindlichen HNO-Eingriffe haben in den letzten Jahren zugenommen, sodass leider eine lange Wartezeit für die Kinder bis zur Operation besteht. Daher sind wir über jede Möglichkeit, mehr Kinder in gleichem Zeitraum versorgen zu können, sehr dankbar. Insgesamt kann so die HNO-Klinik KUK ca. 800 Kinder pro Jahr chirurgisch versorgen. Die Kooperation ist sehr gut angelaufen, hierfür bedanke ich mich beim gesamten Team der HNO-KUK und bei dem beteiligten Team im Klinikum Rohrbach, allen voran bei meinem Kollegen Kostja Steiner, dass dies so reibungslos von statten geht,“ erklärt Prim. Dr. Paul Martin Zwittag, MBA MSc.
Prim. Dr. Paul Martin Zwittag, MBA MSc. (Vorstand der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am KUK), Mag. Dr. Franz Harnoncourt (Vorsitzender der GF OÖG und GF KUK), Gesundheitsreferentin LH-Stv.in Mag.a Christine Haberlander, Prim. Dr. Kostja Steiner, MBA (Ärztlicher Direktor am Klinikum Rohrbach)