Auf der Epilepsie-Monitoring-Einheit wird kontinuierlich eine Elektroenzephalographie simultan mit einem Video aufgezeichnet. Die Anfallssymptome und EEG-Veränderungen werden analysiert und liefern Informationen über den Anfallstyp, Epilepsiesyndrom und Ausgangsort des Anfalls. Die Untersuchungsdauer ist abhängig von der Fragestellung und beträgt zwischen 2 und 10 Tagen.
Um die Ursache der Epilepsie zu finden, sind häufig weitere Untersuchungen notwendig. So können ergänzend eine Kernspintomographie, funktionelle Magnetresonanztomographie, neuropsychologische Testung, nuklearmedizinische Untersuchungen (PET, iktales und interiktales SPECT) oder ein hochauflösendes EEG (dense-array-EEG) durchgeführt werden.
Die Abklärung und Betreuung der Epilepsiepatientinnen und -patienten durch Neurologinnen und Neurologen wird durch ein interdisziplinäres Team aus den Fachbereichen Neuropsychologie, Psychiatrie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Neuronuklearmedizin, Labor und Sozialarbeit unterstützt. Die Zuweisung erfolgt über die Epilepsieambulanz oder direkt durch niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte für Neurologie oder Psychiatrie, praktische Ärztinnen und Ärzte (über die Epilepsieambulanz) oder andere Krankenhäuser.
Terminvereinbarung für die EMU bitte unter:
T +43 (0)5 7680 87 - 35791
Indikationen:
- Abklärung von Anfällen und Ausschluss von anderen Erkrankungen, die Anfälle imitieren und so zu falschen Diagnosen führen können.
- Zuordnung zu einem Epilepsiesyndrom, um eine adäquate Therapie und Prognose zu gewährleisten.
- Abklärung, ob eine operativ behandelbare Epilepsie vorliegt bei mangelndem Ansprechen der Anfälle auf eine medikamentöse Therapie, Festlegung der epilepsiechirurgischen Therapie in enger Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie,
- Abklärung bezüglich palliativer Therapieoptionen, wie Implantation eines Vagus-Nerv-Stimulator, einer Tiefenhirnstimulation oder responsiven Stimulation
- Therapiekontrolle bei häufig von der Umgebung nicht bemerkten Anfällen oder bei einem Status epilepticus.
Epilepsiechirurgie
Obwohl mittlerweile ein breites Spektrum antikonvulsiver Medikamente zur Verfügung steht, wird eine Anfallsfreiheit bei nur ca. 70% der Patienten erreicht. Bis zu 30% der Patienten leiden an einer pharmakoresistenten Epilepsie, d.h. erleiden trotz verschiedener Medikamente weiterhin Anfälle. Ein Teil dieser Patientinnen und Patienten kann bei sorgfältiger Indikationsprüfung und Diagnostik von einem epilepsiechirurgischen Eingriff profitieren. Diese aufwendige Diagnostik wird auf der Epilepsie-Monitoring-Unit durchgeführt. Anschließend werden die Ergebnisse im Rahmen einer interdisziplinären Epilepsiebesprechung diskutiert.
Bei Notwendigkeit einer invasiven Diagnostik kommen Implantationen von Subduralelektroden sowie von stereotaktisch, navigationsgeführten Tiefenelektroden zur Anwendung.
Das epilepsiechirurgische Spektrum am Neuromed Campus umfasst resektive Standardtechniken wie z.B. die selektive Amygdalohippokampektomie, die temporale oder extratemporale Lobektomie und Topektomie, welche allesamt auf Heilung abzielen.
Zur Behandlung von Epilepsien, die nicht auf einen definierbaren und entfernbaren Anfallsursprung zurückgeführt werden können, stehen die Vagus-Nerv-Stimulation und die tiefe Hirnstimulation zur Verfügung. Das Stimulationssystem wird in einem kleinen operativen Eingriff implantiert. In der Regel können Stimulationsverfahren zu einer entscheidenden Reduktion der Anfallsfrequenz führen, eine vollständige Anfallsfreiheit wird meist nicht erzielt.